Wing Tsun ist eine traditionelle chinesische Kampfmethode, die sich durch Effizienz, Direktheit und Einfachheit auszeichnet. Ursprünglich in Südchina entwickelt, mit dem Ziel eine effektive Selbstverteidigung zu schaffen, die unabhängig von körperlicher Stärke oder Größe angewendet werden kann.
Das Besondere an Wing Tsun ist seine Fokussierung auf schnelle, direkte Angriffe und effiziente Verteidigungstechniken. Im Gegensatz zu anderen Kampfarten setzt Wing Tsun nicht auf akrobatische Bewegungen oder übermäßige Kraft, sondern auf die Nutzung von natürlichen Körpermechanismen und das Verständnis der Prinzipien von Balance, Zentrierung und Reaktionsfähigkeit.
Eine charakteristische Eigenschaft von Wing Tsun ist sein modulartiges Lernsystem, das es den Schülern ermöglicht, schrittweise das kämpferische Verhalten und Denken zu konditionieren. Das bedeutet, dass Sie auf jeden Angriff durch das Unterbewusstsein reagieren können.
Die Wing Tsun Lehrmethode lässt sich in verschiedene Bereiche gliedern, die während der Ausbildung zusammengeführt werden. Schlagkraft, Schlagbereitschaft, Gleichgewicht, Strategie, Timing und Selbstkontrolle.
Der einzige Knackpunkt ist und bleibt die Seele des Wing Tsuns, ohne korrektes Chi Sau, von Lehrer zu Schüler das übertragen der entsprechenden Kräfte in enormer Geschwindigkeit, die wiederum ein bestimmtes Verhalten des Schülers generieren sollen, bleibt das Wing Tsun ein Buch mit sieben Siegeln, wie man ja öffentlich immer wieder lesen, sehen und erfahren kann.
Wing Tsun ist nicht so zerlegbar, dass man sagen könnte – jetzt kommt das oder das,- oder wenn du den Satz hast, beginnen wir mit Sparring. Die Formen dienen zum einen, Fehler, die unter Stress entstehen, kontinuierlich zu beseitigen, den Ellenbogen „wieder“ in die korrekte Position zu bringen, Körperhaltung zu schulen, sowie ein bestimmtes „Verhalten“ zu erzeugen, das für einen Kampf nötig ist. Es ist also wichtig „Alles“ in seiner Gesamtheit zu erlernen. Wie ich schon an andere Stelle beschrieb, ist es folgenschwer – etwas, wie etwa die Holzpuppe, erst nach 15 Jahren zu erlernen, da die Entwicklung bereits weitgehend abgeschlossen ist. Ein bestimmtes Verhalten hat sich bereits eingestellt,- man beginnt auch dann erst bei NULL und hat große Schwierigkeiten etwas Neues zu integrieren. Umzulernen, auch nur kleine Änderungen, bringen immer große Probleme mit sich. Alles zusammen, wie gesagt, ergibt ein „Gefühl fürs Kämpfen“, Timing stimmt, Distanzgefühl, Schlagkraft, Situationsentscheidung, Durchsetzungsvermögen,-schlicht die Kampfbereitschaft ist hergestellt.
Na – und dann überprüft man das System im Sparring und erkennt die Schwierigkeiten… zb. die häufigsten Fehler: Ellenbogen wandern nach aussen, die WuSao steht immer noch nicht gut, die Beinstellung ist mies, die Hüfte steht verkehrt und dadurch ist die Beweglichkeit, Balance und Schlagkraft eingeschränkt. Das alles korrigiert man durch die Formen und Chi Sao. Sind die Fehler nahezu beseitigt, erhöht man den Stress und siehe da, neue Fehler werden sichtbar und können beseitig werden.
Diese Fehler sind sehr individuell – es gibt eben Leute, die unter Stress eher einbrechen, sich verzweifelt wegdrehen und sich dadurch noch schlechter schützen können. Andere wiederum neigen dazu nach einem gescheiterten Gegenangriff dem Gegner das Feld zu überlassen, haben kein Durchsetzungsvermögen. Wieder andere verkomplizieren eine Situation unter bestimmten Bedingungen oder beginnen ihre Angriffe aus falscher Distanz und verschwenden unnötig wertvolle Energie. Also man sieht Wing Tsun ist etwas individuelles, in jedem Bereich – im Unterricht, Training und im Kampf. Jeder bringt sein Potenzial mit, das eine entsprechende Behandlung erfordert. Graduierungen spielen keine Rolle, jeder weiss um die Fehler des anderen und wird sogar darauf „angesetzt“, diese zu nutzen. Jeder der Fehler hat, möchte sogar, dass sich die anderen „darum kümmern“ Miteinander eben, die Durchmischung sorgt für Qualität!